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Hürden und Chancen von virtuellen Welten im Sprachunterricht

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Beim 14. Blog Carnival auf WissenWert, stellt der Moderator, Andreas Mertens, die Frage, wie sich virtuelle Welten bezüglich ihrer Akzeptanz und Durchdringung entwickeln werden.

Wenn es um Technologien geht, ist es immer schwierig Voraussagen zu machen, aber ein Blick in die Gegenwart kann vielleicht Hinweise über die Zukunft geben.
SL TLVW Kitchen fire 2010_002
Als Sprachtrainerin habe ich mich überwiegend mit dem Sprachenlehrern und -lernen in virtuellen Welten beschäftigt. Seit 2007 unterrichte ich Englisch und seit 2009 trainiere ich Lehrer im Unterrichten in virtuellen Welten. All dies findet in Second Life statt, vieles kann jedoch auch auf anderer virtuelle Welten übertragen werden.

Wie schon von anderen angemerkt, hat Second Life sich ein bißchen den Ruf verscherzt und viele, die SL nur aus den Medienberichten kennen, können sich wahrscheinlich nicht vorstellen, dass es tatsächlich für ernsthafte Zwecke genutzt wird. Nichtsdestotrotz ist dies zunehmend der Fall, zumindest in der Bildungsbranche. Hier sind es hauptsächlich Universitäten, da deren Tätigkeiten oftmals gut finanziert sind und sie dadurch einen längeren Atem haben und keine schnellen Resultate benötigen. Das mehr und mehr Projekte in virtuellen Welten von Universitäten und auch von der Europäischen Union finanziert werden, ist für mich ein Zeichen, dass viele tatsächlich eine Zukunft in virtuellen Welten für die Bildung sehen.

Gerade im Bereich der Sprachbildung hat sich in den letzten Jahren viel getan. In 2007, als ich mich zum ersten mal in SL eingeloggt habe, waren es überwiegend einzelne Lehrer, ob privat oder an einer Universität, die das Unterrichten in SL auf eigene Faust ausprobierten. Wer etwas detaillierter lesen möchte, wie es wahrscheinlich vielen Lehrern damals ging, kann folgenden (englischen) Blogeintrag lesen: Starting a Second Life

SLExperiments Tool demo 4 Dec 2009_004
Mittlerweile gibt es regelmäßige Sprachlehrertreffen, wo Erfahrungen und Kenntnisse ausgetauscht werden und ess gibt mehr Lehrer, die unterrichten. Wir haben die SLanguages Konferenz, eine Konferenz in der sich alles um das Unterrichten in virtuellen Welten bzw. Second Life, geht. Es gibt EU-finanzierte Projekte wie z. B. Niflar und AVALON. Im Rahmen vom AVALON Projekt haben wir den ersten durch ICC zertifizierten Sprachlehrer-Kurs durchgeführt. Ziel dieses Kurses ist, dass Lehrer einerseits lernen mit Second Life umzugehen, aber vor allem auch lernen, wie sich das Unterrichten in einer virtuellen Welten vom Präsenz- oder anderen Online-Unterricht unterscheidet. Die Lehrer, welche alle qualifizierte und erfahrende Lehrer im “Real Life” sind, müssen in ihrer Präsentation aufzeigen was in ihrem speziellen Fall ihren Unterricht in Second Life rechtfertigt. Der Kurs besteht aus einem theoretischen und praktischen Teil und am Ende muss neben einem schriftlichen Bericht und der Präsentation auch ein Demo-Unterricht stattfinden. Das Ziel ist die Qualität des Sprachenunterrichts in virtuellen Welten zu erhöhen, virtuelle Welten pädagogisch sinnvoll einzusetzen und dadurch den Ruf von Bildung in bzw. durch virtuelle Welten zu verbessern.

Es gibt auch immer mehr Studien, Magisterarbeiten und Fallberichte über das Sprachenunterrichten in virtuellen Welten, welche wir hier sammeln, und ich weiß, dass auch einige an ihrer Doktorarbeit darüber schreiben möchten.

All dies ist für mich ein Zeichen, dass die virtuellen Welten nicht verschwinden sondern Absatz vom Hype mehr und mehr für Bildungszwecke genutzt werden. Dies lässt mich hoffen, dass sich in vielleicht noch ferner Zukunft, diese Technologie normalisieren und zweckgebunden genutzt werden wird und nicht weil es gerade hipp ist.
UNSL 27 Oct_004
Ich sage “in vielleicht noch ferner Zukunft”, da es natürlich auch nach wie vor noch Hindernisse gibt. Der neue SL Viewer ist in vieler Hinsicht ein Schritt vorwärts, aber immer noch zu kompliziert. Es braucht nach wie vor etwas Zeit, die ersten notwendigen Schritte zu erlernen (auch wenn dies nicht die einzige Anwendung ist, wo dies der Falls ist) und es gibt immer noch viele technischen Probleme, vor allem mit der Audiofunktion. Es ist also nicht möglich, dass man im Online- oder Präsenzunterricht sich für eine Aktivität mal schnell in SL einloggt.

Es sind aber nicht nur technische Probleme. Viele Lehrer, haben in SL eine neue Einkommensquelle gesehen. Es wurde ihnen gesagt, dass es dort bereits tausende Schüler gäbe, die in SL Sprachen lernen wollten. Das stimmte auch und ist vielleicht sogar vermehrt der Fall. Jedoch sind nur wenige dieser Schüler bereit, etwas für den Unterricht zu bezahlen. Vielleicht weil ihnen wiederum “versprochen” wurde, dass es in SL viele Gelegenheiten gibt kostenlos seine Sprachkenntnisse zu verbessern. Was eigentlich auch stimmt. Neben der Möglichkeit formellen Unterricht zu nehmen, ist der Hauptreiz der, sich mit Menschen aus anderen Ländern treffen und unterhalten zu können. Auch Unterricht mit qualifizierten Lehrern gibt es oft kostenlos, da viele Lehrer selbst noch am Lernen und Experimentieren sind. Was aber nicht heißen soll, dass kein Geld verdient wird.

Man kann denke ich mit einer gewissen Sicherheit sagen, dass es mehr und vielleicht auch bessere Alternativen zu Second Life geben wird. Es gibt auch mehrere Projekte, in denen virtuelle Welten speziell zum Erlernen einer bestimmten Sprache (z. B. Spanish und Französisch) programmiert werden und ich bin gespannt auf die ersten Beta-Versionen. Sprachenlehrer und -schüler sehen viele einzigartigen Vorteile, die virtuelle Welten für den Sprachenunterricht haben, aber wir sind alle noch dabei zu experimentieren. Es ist und bleibt spannend! :-)


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